Brompton Electric: Faltrad mit Allradantrieb

Für Faltrad-Kenner ist die Make Brompton schon lange ein Begriff. Seit über vier Jahrzehnten stellen die Briten pfiffige und stabile Zweiräder her, die sich mit ein bisschen Übung in wenigen Sekunden auf ein S-Bahn- oder Kofferraum-taugliches Maß zusammenklappen lassen. Und natürlich kommt auch der Traditionshersteller nicht an einer elektrifizierten Version vorbei. Wir haben das Brompton Electric im Alltag getestet.

Samt Powerpack wiegt das Brompton Electric 16,6 Kilo: Autor Rudolf Huber in einer tragenden Rolle. © A. Huber

Gerade bei so kleinen und filigranen Gefährten wie dem Briten-Falter ist es sehr schwierig, einen E-Antrieb mit Mittelmotor ins Antriebssystem zu integrieren. Doch es geht ja auch einfacher: Beim Electric sitzt der Motor in der Vorderrad-Nabe und sorgt auf diese Weise, nämlich mit der menschlichen Kraft auf die Pedale, für Allradantrieb.

Ein paar Meter strampeln, dann schaltet sich sensorgesteuert der E-Motor zu. Die Unterstützung ist in drei Stufen variierbar, in der Ebene reicht locker schon Stufe eins aus, um munter auf dem Radweg mitzuhalten. Das getestete Modell verfügte über eine Zweigang-Schaltung, außerdem bietet Brompton auch noch eine Version mit sechs Gängen an, die für eher hügeliges Gelände prädestiniert ist.

Zusammengefaltet kommt das Brompton Electric auf ein S-Bahn- oder Lounge-taugliches Maß. © Brompton

Der Eindruck beim Fahren: Der Motor mit einer Nennleistung von 250 Watt legt sich wirklich sehr beflissen ins Zeug. Er zieht bis zum gesetzlich vorgeschriebenen Limit von 25 km/h an, entwickelt dabei vor allem in Unterstützungsstufe drei aber auch deutlich hörbare Arbeitsgeräusche. Der Grund: Brompton hat aus Gewichtsgründen auf Dämmmaßnahmen verzichtet.

Der Akku wird mit einem Griff unterhalb des Lenkers eingeklickt und entnommen. Er bringt es auf eine Kapazität von 300 Wattstunden und soll – je nach Beanspruchung – 30 bis 70 Kilometer reichen. Nach den Erfahrungen im Praxistest sind das realistische Werte. Und sie bedeuten noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Auch ohne E-Unterstützung fährt sich der kleine Londoner so leicht und entspannt, dass es eine Freude ist.

Der Akku steckt in einer Umhängetasche mit extra Handy- und Kleinkram-Fach. © Rudolf Huber

Natürlich zwingt der nachträgliche Einbau eines E-Antriebs zu Kompromissen. So ist der Frontantrieb für Kenner nur zweite Wahl, weil das Vorderrad auf Nässe oder auf leichten Kies gerne mal durchdreht. Auch die Gewichtsverteilung ist nicht ideal, weil kopflastig. Und wer sein Faltrad abstellt, muss den Akku zwangsläufig mitnehmen – sonst ist er im Zweifellsfall bei der Rückkehr weg.

Der Powerpack mit USB-Anschluss zum Smartphone-Laden wiegt übrigens 2,9 Kilo, was das Gesamtgewicht des Mini-Pedelecs auf 16,6 Kilo erhöht. Das ist nicht wenig für ein Faltrad mit 16-Zoll-Rädern. Ein bisschen umständlich ist das Umschalten auf eine andere Unterstützungsstufe, weil dabei über den Lenker nach unten gefasst werden muss. Und von Stufe drei auf Stufe zwei reduzieren geht auch nicht – das System schaltet zunächst ab, man fängt wieder bei null an.

Der Vorderradmotor sorgt für eine muntere Beschleunigung bis 25 km/h. © Rudolf Huber

Die Kapazität des Akkus wird durch kleine Leuchtdioden angezeigt – das war’s. Wer mehr Infos will, muss sich die Brompton Electric iOS-App für iPhones herunterladen, die unter anderem aktuelle Geschwindigkeit, Zeit und Akku-Status offeriert.

Das Klappen und Falten ist auch für Ungeübte schnell erlernbar. Das dabei entstehende Paket ist wirklich winzig. Beim Blick darauf kann man sich schwer vorstellen, dass man damit in ausgeklapptem Zustand entspannt auch steilere Hügel runterrauschen oder hochsausen kann. Schönstes Erlebnis während des Tests: Das flinke Überholen eines engagierten Rennradlers an einer Steigung, der kurz zuvor in der Ebene noch lässig seine Überlegenheit demonstriert hatte.

Der Akkustand wird wie die Unterstützungsstufe und die Beleuchtung durch kleine blaue LED-Leuchten signalisiert.
© Rudolf Huber

Solche Situationen gibt es aber nicht geschenkt: Für das Brompton Electric werden mindestens 3.320, mit sechs Gängen 3.495 Euro fällig.

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