
Wir sind ja nun alle keine echten Rennfahrer. Aber als Autotester trotzdem immer wieder mal auf Rennstrecken zugange. Mit dem neuen VW Polo GTI war das eine Erfahrung der besonders positiven Art.
Circuito de Valencia, dunkle Wolken am Himmel, aber trockene, rund 15 Grad warme Piste. Passt also perfekt, um den neuen Kraftsportler aus der großen Polo-Familie mal so richtig durch die Schikanen zu jagen.
Vorneweg ein Instruktor mit Walkie-Talkie, hintendrein die mehr oder weniger versierten Rennschüler. Nach einer sanften Einführungsrunde geht es los. Der Tagesbefehl lautet: „Hammer the Pedal!!!“ Das verstehen alle, auch die mitfitzenden finnischen und norwegischen Kollegen, denen man das wegen ihrer krassen Tempolimits gar nicht so zutraut.
„Hammer the Pedal!“ Also DSG auf S wie Sport, Sportversion des Fahrwerks rein, ESP ein wenig zurückfahren. Und der Spaß kann beginnen. Der Instruktor im 220 PS starken, aber schwereren Golf GTI kann die wilde Horde nur dank seiner deutlich ausgeprägteren Fahrkünste im Griff behalten. Wenn wir so gut fahren könnten wie der, hätte er trotz unserer „nur“ 192 PS seine liebe Mühe. Denn der Polo ist für den Kurs in Valencia wie gemacht: Vor der Kurve kurz runtergebremst, in der Kurve wieder voll aufs Gas, dank der voll auf Sport gestellten elektronischen Helfer für Fahrwerk, Lenkung und DSG katapultiert sich der Kleine geradezu zur nächsten Schikane. Und verhält sich dabei sowas von beherrschbar, dass man am Steuer fast schon glauben könnte, man wäre ein richtig toller Fahrer. Aber nur fast.
Dickes Grinsen nach fünf Runden – und ein noch dickeres, als der Beifahrer zum Fotografieren aussteigt und damit den Weg zum nächsten Durchgang frei macht.
Danke, Deisi!
Die 192 Pferdchen des Polo GTI stammen aus der selben Basis wie die beim Golf. Der turbobeatmete 1,8-Liter-TSI ist ein alter und bewährter Bekannter, er löst beim Polo GTI, der ab Februar ausgeliefert wird, den 1,4-Liter-Twincharger (Turbo + Kompressor) ab, der es auf 180 Pferde brachte. Endlich mal wieder ein Fall von Upsizing angesichts der global grassierenden Donwsizerei… Wie positiv sich das auswirkt, zeigt der Drehmomentvergleich: 320 statt 250 Nm – jetzt wird auch klar, warum der Tschi Ti Ei gar so flink aus der Ecke kommt. Für Statistiker: Leergewicht ab 1272 Kilo, 0 bis 100 in 6,7 Sekunden, Spitze 236 km/h. Mit dem Polo! Aber holla, wie der Spanier sagt!
Außerdem neu komponiert ist die ganze Fahrwerks-Einstellerei, die Tatsache, dass der GTI jetzt auch mit Sechsgang-Handschalter zu haben ist. Und natürlich, dass auch der GTI jetzt die Assistenz- und Vernetzungs-Segnungen des aktuellen Polo abgekriegt hat. Dass er dank diverser Maßnahmen auf einen Normverbrauch von nur mehr 5,6 Liter kommt und mit auf soft geschalteten Systemen auch auf der ganz normalen Straße einen sehr erfreulichen Eindruck hinterlässt, muss man eigentlich gar nicht extra erwähnen. Ich tu’s trotzdem – der Vollständigkeit halber.
Und zu der gehören auch die Preise. Also: Mit Handschalter 22 275, mit 7-Gang-DSG 23 750 Euro. Zwei Zusatztüren kosten 800 Euro, das Sport-Select-Fahrwerk (Normal/ Sport, sehr empfehlenswert) 285 Euro.