Archiv für den Monat April 2020

DS 3 Crossback E-Tense im AZ-Test

Mit dem DS 3 Crossback E-Tense schickt die Citroen-Tochter DS ihren ersten reinen Stromer zu den Händlern. Was kann der, wie fährt er sich – und wie weit. Hier mein Testbericht aus der Abendzeitung München.

Es gibt Menschen, die wollen nicht unbedingt von der Stange kaufen. Sie schätzen das Besondere, wollen etwa mit der Wahl ihres fahrbaren Untersatzes ein Zeichen setzen. Solche Zeitgenossen mit frankophilen Neigungen landen gerne bei DS, der feinen Citroen-Tochter. Weitgehend identische Technik, schickerer Auftritt – das passt. Etwa beim jüngsten Stromer des PSA-Konzerns (Peugeot, Citroen, Opel, DS), dem DS 3 Crossback E-Tense.

Wobei der Beiname Crossback schon zeigt, wo die Reise hingeht. Denn anders als bei den klassischen Kleinwagen Opel Corsa-e oder Peugeot e-208 setzt DS auf die derzeit so angesagte Crossover-SUV-Form. Heißt: Der Antrieb ist genauso wie bei den beiden Cousins, aber die Passagiere sitzen einige Zentimeter höher. Vielen gefällt das.

Der DS 3 Crossback E-Tense steht knuffig und selbstbewusst auf seinen optionalen 18-Zöllern.
Der DS 3 Crossback E-Tense steht knuffig und selbstbewusst auf seinen optionalen 18-Zöllern. Foto: Rudolf Huber

Auch dem Tester, der bei der ersten Sitzprobe im DS 3 Crossback allerdings ein bisschen mit der mechnischen Weiten- und Höhenverstellung des Fahrersitzes zu kämpfen hat – es passt nicht so ganz. Ein Gefühl, das sich auch auf das Sitzen generell überträgt. Während die Rückenlehne ganz gut unterstützt, wirkt die Sitzfläche ein bisschen zu soft und bietet zu wenig Seitenhalt, wenn’s mal flotter durch die Kurve geht.

Im Sport-Modus in nur neun Sekunden von 0 auf 100

Letzteres ist trotz der überschaubaren Leistung des Elektromotors durchaus möglich. Seine 136 PS schickt er nur im Sportmodus an die Vorderräder, wer reichweitenorientiert im Normal- oder gar im Eco-Modus unterwegs ist, kann nur auf 90 und 109 PS zurückgreifen – das ist nicht viel bei einem Leergewicht von knapp 1,6 Tonnen. Für zügiges Vorwärtskommen reicht es dank der typischen E-Motor-Charakteristik mit dem vom Fleck weg anliegenden Drehmoment von bis zu 260 Nm aber locker. Für Statistik-Fans: Im Sport-Modus schaft der 4,12 Meter lange und 1,53 Meter hohe Stromer den 0-bis-100-Sprint in 9,0 Sekunden, bei 150 km/h wird zugunsten des Weiterkommens abgeregelt.

DS 3 Crossback E-Tense: Fahrtstrecke bis zu 320 Kilometern ist möglich

Wie bei seinen PSA-Verwandten steckt unterm Boden des DS 3 ein Akku mit 50 kWh, der für eine Fahrtstrecke von bis zu 320 Kilometern gut sein soll. In der Realität lassen sich grundsätzlich gebotener Zurückhaltung entspannt 250 bis 260 Kilometer schaffen, die Normreichweite erfordert, speziell mit eher niedrigem Stadtverkehrs-Anteil, das sich Einlassen auf eine weitgehend spaßbefreite Fortbewegung. Es sei denn, das auf Wunsch auch im sogenannten B-Modus mit verstärkter Rekuperation absolvierte Energiesparen wird an sich als positive Angelegenheit angesehen.

Beim Schnelllade-Versuch zeigt sich der DS 3 Crossback E-Tense eher von seiner lahmen Seite.
Beim Schnelllade-Versuch zeigt sich der DS 3 Crossback E-Tense eher von seiner lahmen Seite. Foto: Rudolf Huber

Ein bisschen mehr als seine flacher ausgefallenen Verwandten genehmigt sich der DS 3 dank seiner kräftigeren Statur durchaus. Aber er bleibt im Rahmen. 17,6 Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer genehmigte sich der schicke Franzose im Alltagstest mit einem bunten Einsatz-Mix inklusive flotter Autobahn-Etappen. Das sind sogar 0,2 kWh weniger, als DS auf dem Prüfstand gemessen hat.

Erfreulicher Anblick: Die Proportionen des DS 3 Crossback treffen den aktuellen Auto-Zeitgeist.

Das Fahrwerk des DS 3 ist tendenziell komfortabel, ohne unangenehm soft zu wirken, die Lenkung ist ebenfalls gut abgestimmt. Trotz des hohen Gewichts lässt sich das Crossover-Gefährt gut auch durch enge Kurvenkombinationen zirkeln, ohne groß nach außen zu drängen. Der Gesamteindruck passt zum Fahrzeugkonzept.

DS 3 Crossback E-Tense: Kofferraum fasst bis zu 1050 Liter

Ein Raumwunder ist der DS 3 Crossback nicht, vorne geht es zwar durchaus luftig zu, aber im Fond schrumpft die Beinfreiheit schon angesichts eines nur durchschnittlich großen Piloten rapide zusammen. Der Kofferraum fasst akzeptable 350 bis 1050 Liter, die Stufe nach dem Umlegen der Rückbank ist allerdings sehr deutlich ausgefallen. Die Bedienung ist nicht ganz selbsterklärend, so sind etwa die Tasten unter dem Touchscreen etwa fürs Vorwählen des Klima-, Navi- oder Infotainment-Modus zwar ziemlich schick, aber für Ungeübte schwer zu identifizieren. Die Fensterheber-Tasten gehören nicht in die Mittelkonsole. Und die konkrete Aussage der in schönen Balken dargestellten Lade- und Verbrauchsstatistik erschließt sich erst auf den dritten Blick. Dass das Cockpit digital und vielfach einstellbar ist, wundert bei DS nicht. Es ist, wie so vieles in diesem Auto, von der feinen Verkleidung des Armautrenbretts bis zu den bei Annäherung des Schlüssels ausfahrenden Türgriffen, Geschmackssache.

Geladen wird an der Haushalts-Steckdose rund 30 endlose Stunden lang. Einphasig dauert die Prozedur an der 7,4 kW-Wallbox rund siebeneinhalb, dreiphasig an der mit elf kW rund fünf Stunden, heißt es bei DS. Beim Schnellladen mit bis zu 100 kW soll sich der Akku in nur 30 Minuten von null auf 80 Prozent füllen lassen. Soll – denn beim Testladen am Ionity-Charger dauerte das Spiel von rund vier bis 96 Prozent stolze 82 Minuten – und von 100 kW Ladeleistung konnte man nur träumen, maximal flossen kurzfristig um die 60 kW durch die Leitung.

Erfreulicher Anblick: Die Proportionen des DS 3 Crossback treffen den aktuellen Auto-Zeitgeist.
Erfreulicher Anblick: Die Proportionen des DS 3 Crossback treffen den aktuellen Auto-Zeitgeist. Foto: Rudolf Huber

Viele Assistenzsysteme mit der Vorstufe zum Autonomen Fahren, reichlich Komfort, ein bunter Mix aus ziemlich feinen und eher gewöhnlichen Materialien, dazu das spezielle DS-Design – der DS 3 Crossback E-Tense ist ein durchaus pfiffiges und extravagantes Auto für eine spezielle Klientel, die – siehe Anfang – auch bei Autos einen eigenen Geschmack pflegt. Und sich den auch leisten kann. Denn von e-208 und Corsa-e trennen den DS-Spross einige Tausender – er ist ab 38.390 Euro zu haben. In der getesteten Version Performance Line sind es schon 39.090 Euro – und die netten Zutaten wie das glasklar anzeigende Head-up-Display, die Einparkhilfe, die 18-Zöller, das Matrix-LED-Licht, das Fahrassistenzpaket und die Sitzheizung vorne schlugen mit zusammen 3.800 Euro zu Buche.