Hinten die verschneiten Berge, daneben die weißen Wiesen – und davor das neue Fiido C1 Pro. So kalt hatte ich es noch nie bei der ersten Fahrt mit einem E-Bike. Aber was soll ich euch sagen: Es hat trotz der Temperaturen um die null Grad richtig Spaß gemacht.
Das Fiido C11 Pro bei Eis und Schnee (c) Rudolf Huber
Denn was gleich auf den ersten Metern aufgefallen ist: Die Sitzposition ist dank des verstellbaren Vorbaus sehr entspannt, die hydraulischen Bremsen ziehen nach ein bis drei Probebremsungen sehr homogen und kräftig durch. Die Abstufung der sieben Gänge ist gut gewählt, bis 30 km/h tritt man noch sehr lässig-langsam in die Pedale.
Schicke Griffe, übersichtlichce Bedieneinheit (c) Rudolf Huber
Gut abgestimmt ist auch der Drehmomentsensor, er regelt sanft und geschmeidig, der Übergang zwischen Unterstützung an/aus ist beinahe nicht zu spüren. Und der Antritt des Hecknabenmotors mit 55 Nm: Ganz schön kräftig, die ersten steilen Strecken, die ich immer als Refenenz für die „Muckis“ des Antriebs fahre, hat er mit links geschafft, ohne laut zu werden.
Hilfreich: das LED-Rück- und Bremslicht (c) Rudolf Huber
Zur Reichweite kann ich wegen der klimatischen Bedingungen und der kurzen Strecke noch nichts sagen, aber die 499,2 Wh dürften durchaus für lange Ausflüge gut sein.
Alles in allem war der erste Eindruck sehr positiv. In Relation zu seinem Preis bietet das C11 Pro wirklich eine Menge – cooles und der Sicherheit dienendes Bremslicht inklusive. Was mich besonders freut: Das Pedelec ist EU-konform. Oder vielmehr: Es lässt sich per App EU-konform konfigurieren.
Ziehen kräftig: die hydraulischen Scheibenbremsen (c) Rudolf Huber
So schiebt das Daumengas auf Wunsch nur bis zu (erlaubten) sechs km/h, der Rocket-Mode ist stillgelegt und lässt sich nicht per Tastendruck zuschalten. Und der Motor liefert 250 Watt, das hat Fiido auch noch gut ablesbar draufgeschrieben.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte nach dem ersten Kennenlernen: Dass Fiido beim maximal unterstützten Tempo die gesetzlich zulässige Toleranz von um die 26, 27 km/h nutzt und nicht schon bei 24,8 Sachen Schluss macht.
Gut abgestuft: die Sieben-Gang-Schaltung (c) Rudolf Huber
Mehr zum Fiido C11 Pro gibt es, wenn der Schnee endgültig weg ist.
Mit dem Grand California mischt VW Nutzfahrzeuge erfolgreich im Segment der wohnlichen Kastenwagen mit. Wir haben die Sechs-Meter-Version intensiv ausprobiert.
Schon die Kurzversion des Gand California kommt schon ganz schön ausgewachsen daher Foto: Huber
Die Kurzversion des Gand California (es gibt auch eine 80 Zentimeter längere Ausführung) kommt schon ganz schön ausgewachsen daher. Er ist sechs Meter lang, knapp drei Meter hoch und mit Außenspiegeln 2,40 Meter breit. Das erfordert beim Unstieg vom Pkw eine deutliche Umstellung – etwa bei Brückendurchfahrten, beim Rangieren und bei Mautstationen – manche der Durchfahrten sind nur für zwei Meter hohe Fahrzeuge ausgelegt.
Wer beim Kauf des Camping-Crafters in hilfreiche Optionen investiert hat, kann sich etwa von Parksensoren, einer Rückfahrkamera und dem Parkassistenten entlasten lassen. Das funktioniert alles sehr gut – und auch der serienmäßige Seitenwindassistent macht einen guten Job. Das haben wir bei Sturmwind auf einer französischen Autobahnbrücke erfreut festgestellt.
Die riesige Schiebetür lässt sich relativ leise schließen Foto: Huber
Insgesamt ist das Fahren mit dem großen Bruder des California auf Bus-Basis ein echtes Vergnügen. Er ist übersichtlich, man sitzt komfortabel, der 177-PS-TDI mit zwei Litern Hubraum schnurrt leise und zieht souverän, die Achtgang-Automatik ist fix und legt eigentlich immer den Gang ein, den man auch bei einem manuellen Getriebe wählen würde.
Für ein Gefährt dieses Zuschnitts mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen blieb der Verbrauch auf unserer gut 2.800 Kilometer langen Testfahrt knapp unterhalb der Zehn-Liter-Marke. Das ist beachtlich wenig. Zugegebenermaßen waren wir aber auch artgerecht zurückhaltend mit dem Gaspedal. Die Spitze von 162 km/h haben wir nicht ausgereizt. Apropos Gesamtgewicht: Nachdem der Grand California leer schon knapp über drei Tonnen wiegt, bleibt nur eine Nutzlast von 443 Kilogramm, das ist eindeutig zu wenig für die mögliche Besetzung mit einer vierköpfigen Familie und deren Urlaubs-Utensilien. Immerhin darf der Kasten bis zu 2,5 Tonnen ziehen.
Im Inneren des Wohn-Crafters findet sich viel weißer Kunststoff. Foto: Huber
Aber jetzt geht es ans Wohnen. Der Hannoveraner bietet im Heck unter dem 155 bis 137 Zen-timeter breiten und 192 Zentimeter langen Querbett einen Kofferraum von 720 Litern, der nach vorne zum Wohnbereich mit zwei eingeschobenen Brettern abgetrennt ist. Die Schlafstatt ist dank durchgehender Tellerfedern trotz der dünnen Matraze erstaunlich bequem und ermöglicht einen erholsamen Schlaf – das haben wir in manch anderem Wohnmobil schon anders erlebt.
Klaustophobische Attacken sind im nur 50 Zentimeter hohen Hochbett nicht ausgeschlossen. Foto: Huber
Das ausziehbare Hochbett über dem Fahrerhaus misst 120 Zentimeter in der Breite und ist dank eines Klapp-Tricks auf der linken Seite 190 Zentimeter, auf der rechten 160 Zentimeter lang. Es kostet inklusive Aufstiegsleiter, Beleuchtung und Panoramadachfenster stolze 3611,65 Euro. Für ausgewachsene Erwachsene ist es aber wegen der Höhe von nur rund 50 Zentimetern definitiv nicht geeignet – es ist einfach zu eng, klaustophobische Attacken sind nicht ausgeschlossen.
Das Heckbett ist erstaunlich komfortabel. Foto: Huber
Eher eng geht es zwangsweise auch im Wohn- und Küchenbereich zu. Die Vordersitze sind drehbar, der Tisch wird dahinter eingeklemmt, die hintere Sitzbank ist bretthart und schmal, außerdem ist sie ziemlich knapp geschnitten, zwei Kindersitze passen nicht nebeneinander. Der Küchenblock mit zwei Gasflammen, Spüle, zusätzlichen Ablagen und dem großén Auszieh-Kühlschrank ist wirklich praxistauglich, dank 110-Liter-Frischwasser- und 90 Liter Abwassertank ist man auf Reisen erfreulich autark.
Mehr Bewegungsfreiheit durch das klappbare Waschbecken.
Die Toilette hat das allgemein übliche Format, hilfreich ist das klappbare Waschbecken, das etwa beim Duschen für das entscheidende Quentchen mehr Bewegungsfreiheit sorgt. Ziemlich knapp geht es in den Schränken für Geschirr, Lebensmittel, Kleidung und sonstiges Reisezubehör zu. Speziell die unter der hohen Decke umlaufenden Kleiderschränke sind nur sehr eingeschränkt nutzbar, weil sie zu schmal geschnitten sind und die wenigen Hemden, Hosen und T-Shirts, die überhaupt Platz finden, bei jedem Öffnen wieder herauspurzeln. Das nervt auf die Dauer. Zudem reichte das Stauvolumen bei unserem Test gerade so für zwei Personen. Wie hier vier Leute ihre Utensilien verstauen wollen, ist uns sein Rätsel.
Dank der großen Markise (1279,25 Euro) kann man‘ auch mal ohne Bäume aushalten. Foto: Huber
Mindestens 81.943,40 (!) Euro muss man aktuell für einen neuen Grand California ausgeben, seit unserer ausgedehnten Testfahrt wurde das Infotainmantsystem des Wohncrafters modernisiert. Wer weniger Geld ausgeben will, kann auf ein Lagerfahrzeug zurückgreifen, allein über das VW-Händlernetz wurden Mitte Dezember 2024 gut 30 Fahrzeuge ab 50.770 Euro angeboten. Text/Fotos: Rudolf Huber