Zugegeben: Auch der autothemen.com-Mann fährt nicht jeden Tag Rolls-Royce. Aber hin und wieder ergibt sich ja doch die Gelegenheit. Jetzt gerade mit dem überarbeiteten Ghost, den die Briten liebevoll „Series II“ nennen.
Der Ghost ist bei Rolls-Royce mit einem Basispreis von 272.837 Euro der passende Untersatz für die sehr wohlhabenden Menschen, bei denen nach oben noch ein wenig Luft ist. Wer ganz oben angekommen ist, greift, so die Idee der Rollsroycer, zum Phantom (Basispreis: rund 385.000 Euro).
Für die zweite Lebenshälfte des nicht ganz so teuren Schlittens haben seine Väter dezent nachgeschminkt. Zu große, zu grobe Schritte, so weiß man in Goodwood, mag der potenzielle Kunde nicht. Und der Bereits-Rolls-Royce-Eigner sogar noch viel weniger. Er will sich auch nach einem Facelift in der Modellreihe mit seinem bescheidenen alten Untersatz trotzdem noch etwa bei Hofe zeigen können. Schließlich halten RR’s im Schnitt rund 40 Jahre. Das verpflichtet zu einer gewissen Zurückhaltung beim Design.
Aber die leicht zusammengekniffenen LED-Scheinwerfer erkennt sogar der interessierte Laie als neu, bei der Stoßstange wird es schon schwieriger. Gut, wir glauben jetzt dem feschen, jung-dynamischen Designer mal, dass auch da was geändert wurde. Obwohl: Als der Mann verraten hatte, dass er mehrere Jahre brauchte, bis er in der hinteren Armablage das erst auf den zweiten Druck herausfahrende zweite Staufach entdeckte, war ich mir kompetenzmäßig nicht mehr so ganz sicher. Mein geschätzer Schreiber-Kollege hatte das schon nach zirka eineinhalb Minuten im Fond spitzgekriegt…
Also: Ein Phantom ist lang (5,40 Meter), schwer (knapp 2,5 Tonnen), stark (570 PS, 780 Nm) und schnell (in 4,9 Sekunden auf 100, 250 km/h Spitze) und eher durstig (Normverbrauch 14 Liter). Er ist sowas von luxuriös, dass man sich fast nicht traut, die feinen Oberflächen aus Wurzelholz und Leder anzufassen. Der Dreh-, Drück-, Schiebeknopf zur Bedienung von Radio, Navi und Co. ist ein geschmacklicher Ausrutscher. Das kann Mutter BMW besser, denn das ist ein bisschen wenig hübsch. Dafür kann das obendrauf montierte Touchpad jetzt auch Chinesisch und Arabisch – also zumindest entziffern, wenn man die Buchstaben mit dem Finger draufschreibt.
Der Ghost fährt sich auch als Series II nach kurzer Eingewöhnung eigentlich wie ein relativ unkompliziertes, knackig motorisiertes und doch ziemlich großes Auto. Damit im Linksverkehr quer durch London und über Landstraßen geringerer Ordnung zu pflügen, ist dann doch eine kleine Herausforderung.
Was wir nicht vergessen werden: Das phänomenale Gefühl, beim Wechsel der Fahrspur wirklich ein Mordstrumm von Vorbau zu navigieren fast wie bei einer großen Jacht. Und Emily weist dabei den Weg. Text u. Fotos: R. Huber
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