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Über Rudolf Huber

Guten Tag und grüß Gott, seit gut 20 Jahren schreibe ich über Autos, Motorräder und Roller. Ich wohne südlich von München und habe bis Ende Juni 2014 die Auto-Seiten einer Münchner Boulevardzeitung fabriziert. Dazu bin ich begeisterter Berg-Wanderer. Meine Hauptthemen neben Autotests und -neuvorstellungen sind alle Arten der Mobilität vom Fahrrad über - natürlich - Motorräder und Roller - bis zur S-Bahn, neue Antriebstechniken, Vernetzung und ganz generell, wo die Reise in diesem Bereich hingeht. Mit bergzeichen.com will ich ein Forum für Gleichgesinnte schaffen. Mit Anregungen für die nächste Tour und einer munteren Interaktion mit anderen Kraxlern. Bitte mailt eure Bilder und Tipps - ich stelle sie online.

Jeep Renegade 4xe: Mit Strom und Sprit

Der Jeep Renegade 4xe ist in der Stadt besonders lange elektrisch unterwegs. © FCA

Von Rudolf Huber

München – Der kombinierte Benzin- und Stromantrieb startet beim engen Verwandten des Fiat 500X bei einer Systemleistung von 190 PS. Schon diese Version ist wenig überraschend auf Wunsch schon recht munter unterwegs, sie schafft den 100er-Sprint in 7,5 Sekunden und ist maximal 182 Sachen schnell. Der von uns ausprobierte Renegade 4x legt nochmal 50 Pferdestärken drauf, deswegen schafft er es in 7,1 Sekunden auf 100 und darf bis zu 199 km/h rennen.

Auch Umweltzonen sind für den Halb-Elektriker kein Problem. © FCA

Nach den merkwürdigen Algorithmen der WLTP-Verbrauchsnorm schluckt der stärkere 4xe 2,0 Liter Super und kommt mit der Kraft seiner 11,4-kWh-Batterie rund 50 Kilometer weit – mit maximal 130 Sachen. In der Realität sind bei zurückhaltender, artgerechter Fahrweise rund 40 Kilometer mit Strom kein Problem. Dank der drei Hybrid-Fahrmodi lässt sich ganz einfach zwischen maximaler Power und möglichst niedrigem Verbrauch wählen.

Der Akku ist an der Steckdose in fünf und an der Wallbox in knapp zwei Stunden vollgeladen. © FCA

Wobei die volle Kraft seiner 240 PS den gut 1,8 Tonnen schweren Plug-in-Jeep wirklich zu einem munteren Gesellen macht. Gerade Zwischenspurts etwa beim Einfädeln schüttelt der Italo-Amerikaner dank des unterstützenden E-Motors quasi aus dem Ärmel. Dass seine Karosse nicht unbedingt ein Musterbeispiel an aerodynamischem Feinschliff ist, spürt man bei schnellen Autobahnfahrten: Der Winddruck setzt ihm ganz schön zu. Letztlich schluckt er bei verschärftem Schnellbahn-Einsatz um die acht Liter, im Testschnitt kamen wir wegen einiger Fahrten von weit über 50 Kilometern mit knapp fünf Litern davon.

Auch der Plug-in-Renegade ist ein echter Allradler mit allem Drum und Dran. © FCA

Das zeigt zum wiederholten Mal: Wer einen Plug-in-Hybrid kauft, sollte zumindest im Alltagsleben immer problemlosen Zugriff auf eine Lademöglichkeit haben – sonst macht die aufwendige Technik, die im Renegade übrigens sehr fein zusammenarbeitet, überhaupt keinen Sinn. Das gilt auch für Käufer, die auf die halbierte Dienstwagensteuer und die satte Umweltprämie schielen.

Benziner und E-Motor produzieren eine Systemleistung von 240 PS. © FCA

Ein wirklich positiver Aspekt beim kleinen Jeep: Dank seines sehr robust ausgelegten Riemengenerators geht ihm im Vierradbetrieb auch bei wenig Strom im Akku nicht die Puste aus. So gesehen ist der Renegade, speziell als robuster Trailhawk, tatsächlich ein echter Jeep. Außerdem gibt es die 240-PS-Ausführung noch als gleich teure Version S.

Gerne auch mal flott ums Eck

Die Ausstattung mit dem Konnektivitäts-System UConnect und mit reihenweise elektronischen Assistenten ist voll auf der Höhe der Zeit. Das Fahrverhalten des Renegade ist für einen hochbeinigen Allradler mit ernsthaften Offroad-Ambitionen angemessen. Klar ist der 4,23 Meter lange Jeep kein superschneller Kurvenkünstler. Aber er stellt Pilotin oder Pilot auch nicht vor Probleme, wenn’s mal ein bisschen flotter ums Eck geht.

Bunte Dekorteile sorgen für Abwechslung im etwas tristen schwarzen Interieur-Allerlei. © FCA

Angesichts der überschaubaren Dimensionen ist es durchaus erwähnenswert, dass auch der Renegade für eine dicke Portion pures Jeep-Gefühl steht: vom Interieur mit stabilen Griffen, sicher fixierenden Sitzen und robusten Schaltern und Knöpfen bis hin zum typischen Jeep-Ausblick über die große Motorhaube. 42.600 Euro sind dafür beim stärkeren 4xe fällig, abzüglich des Jeep-Umweltbonus in Höhe von bis zu 10.000 Euro.

Voge 300 AC Classic: Retro-Look und Moderne

Geschickte Kombination: Die Voge 300 AC Classic vereint Retro-Elemente mit modernen Zutaten. © MSA GmbH

Weiden/Oberpfalz – Die Mischung ist gelungen: Die neue Voge 300 AC Classic kombiniert gekonnt schickes Vintage-Design mit modernen Stilelementen. Dazu kommt aktuelle Motorradtechnik, eine hochwertige Ausstattung und ein konkurrenzfähiger Preis. Fertig ist der ganz spezielle Scrambler.

Kompakt, gefällig geformt, mit klassisch kurzem Heck und dickem Edelstahl-Auspuff verströmt die 300 AC Classic Retro-Charme, der leicht ovale Scheinwerfer mit Voll-LED-Technik macht aber schnell klar: Das Zweirad aus dem Hause Voge ist auf der Höhe der Zeit. Was beispielsweise auch die Bremsanlage mit großzügiger Doppel-Bremsscheibe mit 300 Millimetern vorne samt Bosch-ABS unterstreicht.

In der Seitenansicht ist die fahraktive Ergonomie und die angenehme Sitzhöhe von 78 Zentimetern der Voge 300 AC Classic gut zu erkennen. © MSA GmbH

Angetrieben wird die 300 AC Classic von einem nach Euro 5 zertifizieren, drehfreudigen Einzylindermotor mit 292 Kubik, der 19 kW/26 PS bei 8.500 U/min und 23,5 Nm bei 6.500/min parat stellt. Laut des deutschen Voge-Importeurs, der Firma MSA in Weiden/Oberpfalz, dreht der Single-Viertakter mühelos und spritzig hoch und beschleunigt die nur 170 Kilo schwere Fuhre bis auf 125 km/h. Das agil ausgelegte Fahrwerk ermöglicht ein einfaches Handling – ob im wuselnden Stadtverkehr oder beim Landstraßen-Ausritt.

Die 300 AC Classic ist ab sofort für 3.799 Euro in den Farbvarianten Black und Green bei einem der 150 deutschen Voge-Händler zu haben.

Und wer sich fragt, wo die neue Bike-Marke Voge herkommt: Die gehört zum Loncin-Konzern, einem der größten Motorradhersteller Asiens, der in China als Zweirad-Marktführer gilt. Als Partner führender europäischer Motorradmarken hat Loncin innerhalb der internationalen Motorradwelt aktiv ist.

Familien-Bande: die Voge 300 AC Classic (r.) mit den Geschwistern 500 R (l.) und 300 R.
© MSA GmbH

Der Konzern beschäftigt mehr als 7000 Mitarbeiter und im hauseigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum entwerfen 200 Ingenieure und Techniker Zweirad-Lösungen der Zukunft. Zum Auftakt im Jahr 2021 in Deutschland präsentiert Voge die Naked Bikes 500 R und 300 R, das Adventure Bike 500 DS und das klassische Retro-Bike 300 AC.

Kreisverkehr kurios, Teil 2

Der Älteste: Brautwiesenplatz (Görlitz, Deutschland)

Der Görlitzer Kreisverkehr von 1899. (c) Seat

Nach seinem Umbau und der Eröffnung für den Straßenverkehr im Jahr 1899 gilt der Brautwiesenplatz im westlichen Teil der sächsischen Stadt als der erste moderne Kreisel für motorisierten Verkehr der Welt – das sagen auf jeden Fall die Menschen in Görlitz. Für einige Jahrzehnte durchschnitten die Gleise der Straßenbahn den Platz, seit 1986 gibt es nur noch eine kreisrunde Fahrbahn mit insgesamt sechs Zu- und Abfahrten. Zwei davon gehören zu der in Nord-/Süd-Richtung verlaufenden B99, die Görlitz mit Zittau verbindet und 36 Kilometer lang ist.

Fiat 500 e Cabrio: Flüsterleiser Frischluftspaß

Text: Rudolf Huber

Geballter italienischer Charme auf nur 2,63 Metern Länge: der Fiat 500 e als Cabrio. © Rudolf Huber

Wenn es so etwas wie das passende Auto für den Sommer 2021 gibt, dann ist es das Fiat 500 e Cabrio. Cooler, smarter, sympathischer, offener und lokal emissionsfreier kann aktuell keiner. Wir haben den elektrifizierten Wonneproppen aus bella Italia ausführlich ausprobiert.

Schon die Lackierung des Testwagens in „Himmel Blau“ (1200 Euro extra) ist ein Hammer. Die Oberfläche changiert, zeigt je nach Blickwinkel und Lichteinstrahlung ein anderes Bild des kleinen Flitzers. Das Stoffdach passt perfekt zum Auftritt des in der Version „Icon“ angereisten Italieners. Aber am besten am ganzen Auto ist der Schalter über dem Innenrückspiegel: Kurzer Druck, und das Textilverdeck fährt bis hinter die Köpfe der Fond-Passagiere zurück. Noch ein Druck, und es gibt die (fast) volle Offenheit.

Die Frontpartie: eine moderne Neuinterpretation des Cinquecento-Gesichts. © Rudolf Huber

Elektroauto und Cabrio – passt das überhaupt? Diese Frage wird spätestens nach der ersten Fahrt über kleine und kleinste Landstraßen beantwortet. Und zwar mit: „Ja – und wie!“ Denn ganz ohne Verbrenner-Geräusche, begleitet nur vom leise rauschenden Wind durch die Gegend zu gleiten ist wirklich ein Erlebnis. So direkt und hautnah kommt dieses Gefühl wegen der akustischen Komponente auch im teuersten Nobel-Cabrio nicht rüber. Fiat hat zudem das Thema Luftzug und Verwirbelungen wie bei den bisherigen 500er Cabrios gut gelöst, es darf also durchaus auch mal etwas flotter vorangehen. Auch wenn dafür die reichlich schwammig-gefühllose Lenkung gerne mehr Rückmeldung geben dürfte.

Offenheit: Dank des Faltdachs lässt sich der leise Antrieb noch besser genießen. © Rudolf Huber

Apropos flott: Unter dem Boden des Testwagens war (wie in allen Cabrios) der größere der beiden für den 500 e angebotenen Akku-Packs installiert. Der speichert bis zu 42 kWh, das soll laut des von Fiat ermitteltem WLTP-Verbrauchswerts für rund 300 Kilometer reichen. Wer nur in der Stadt fährt und dabei beim Bremsen kräftig Energie zurückgewinnt, kann das bei sommerlichen Bedingungen durchaus schaffen. Bei gemischter Fahrweise sind je nach Außentemperatur und Fahrertemperament 200 bis 260 Kilometer drin. Für einen Kleinstwagen ist das beachtlich, fürs Alltagsleben mehr als ausreichend.

Fiat gibt einen Stromverbrauch um die 14,5 kWh je 100 Kilometer an, im AZ-Test, bei dem zwischendurch auch mal die Spitze von 150 km/h und die Spurtzeit von 9,0 Sekunden ausprobiert wurden, kamen 17 bis 18 kWh zusammen – noch ein ordentlicher Wert, denn der 500e geht auch in Echt wirklich gut – und nicht nur auf dem Papier. Gegenüber dem „normalen“ Mildhybrid-Cinquecento ist der 500 e übrigens rundum etwas gewachsen (Länge: 2,63 Meter) , der E-Motor leistet 118 PS.

Moderne Zeiten: Lenkrad mit vielen Tasten, großer Touch-Bildschirm. © Rudolf Huber

Ihre Hausaufgaben beim Thema Laden haben die Italiener gemacht. Denn im Gegensatz zu manchem Mitbewerber ist die Schnellladefunktion immer dabei, beim größeren Akku fließen in der Spitze bis zu 85 kW durch die Leitung, was das „Tanken“ angenehm verkürzt. Über die Fahrmodi Normal (kaum Rekuperation), Range (starke Rekuperation) und Sherpa (oberstes Ziel: Ankommen!) lässt sich die Reichweite deutlich beeinflussen.

Fiat hat in den Elektro-Cinquecento ein smartes 10,25-Zoll-Display mit voller Vernetzung installiert, dazu diverse Assistenzsysteme wie Müdigkeitswarner und Tempolimit-Erkennung. Beim getesteten „Icon“, der Einstiegsversion beim Cabrio, sind unter anderem Regensensor, Keyless Entry, elektrische Fensterheber und geteilt umlegbare Rücksitzlehnen an Bord. Dem Testwagen hatte Fiat noch ein sehr schickes Armaturenbrett in Holzoptik, ein Style-Paket, das Winter-Paket (Vordersitze und Auflagefläche der Scheibenwischer beheizbar) oder das Voll-LED-Lichtpaket „Magic Eye“ spendiert. Was den Basispreis von sowieso schon schmerzhaften 32.560 Euro auf 37.810 Euro anhob. Und dabei geht es um einen Kleinstwagen.

Bis zu 85 kW: Die Besuche am Schnelllader fallen erfreulich kurz aus. © Rudolf Huber

Einziger Trost sind die mehr als 9.000 Euro Innovationsprämie, die noch abgezogen werden darf, und der nach oben offene, flüsterleise Fahrspaß im E-500er. Obwohl: Beim Anfahren ist schon etwas zu hören, als Warnsignal für Fußgänger und Radler: Und zwar unverwechselbare Akkorde aus Federico Fellinis Film „Amarcord“. Die Italiener haben’s einfach drauf.

Kreisverkehr kurios

Kreisverkehre gelten als sichere und günstige Alternative zu Kreuzungen. Sie verhindern Staus und kommen in den meisten Fällen ohne Ampeln aus. Und doch sind sie noch viel mehr als das. Weltweit dient etwa ihre besondere Lage, ihre schiere Größe oder die kreisrunde Fläche in der Mitte als Inspiration für Verkehrsplaner, Künstler und sogar für die Politik. Sie werden wie kaum ein anderes Verkehrsbauwerk in Szene gesetzt. Der Autohersteller Seat hat eine Auswahl der ungewöhnlichsten Kreisverkehre der Welt zusammengestellt. Hier Nummer 1: Der Größte: Persiaran Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah (Malaysia).

Persiaran Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah (Malaysia). Grafik: Seat

Noch recht neu und vielleicht auch mit dem längsten Namen versehen, ist der Persiaran Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah in Malaysia der größte Kreisverkehr der Welt. Die 3,5 Kilometer lange Rundstrecke umschließt eine Fläche von knapp 839.000 Quadratmetern, also etwa 117 Fußballfelder – genug Raum für ein Luxushotel, eine Parkanlage und eine Königsresidenz. Die Stadt Putrajaya liegt wenige Kilometer südlich der Hauptstadt und Millionenmetropole Kuala Lumpur, wurde am Reißbrett entworfen und ist erst 26 Jahre alt. Anlass ihres Baus war der Wunsch, den Regierungssitz aus der überfüllten Hauptstadt zu verlagern. Benannt ist der Kreisverkehr nach Salahuddin Abdul Aziz, dem einstigen Sultan des Bundesstaates Selangor und späteren König von Malaysia. (Fortsetzung folgt)

Mach 1 oder Mach-E? Hauptsache Mustang!

Ein echter Hardrocker-Verbrenner, fünf Liter Hubraum, V8-Motor, 460 PS und 529 Newtonmeter: der Mustang Mach 1. © Rudolf Huber

Welches Pferdchen darf es denn sein? Ein echter Hardrocker-Verbrenner, fünf Liter Hubraum, V8-Motor, 460 PS und 529 Newtonmeter (Nm) maximales Drehmoment, 267 km/h Spitze? Oder ein flüsterleiser Kraftprotz mit bis zu 351 PS und maximal 580 Nm, ultrastark im Antritt und im Nu auf 180 Sachen? Keine Frage: Wir probieren heute einfach beide aus. Nämlich den Benzin-Mustang Mach 1. Und den Elektro-Mustang Mach-E.

Der Mach 1 ist sozusagen die Spitze des Gesamtkunstwerks Mustang in Europa. Mehr Technik, mehr Performance und ein noch coolerer Auftritt ist nicht drin. Und beim Blick auf die Details, die gegenüber dem normalen Pferdchen aus den USA geändert wurden, ist das auch verständlich. Ein paar Beispiele: Hochleistungsfähiges Open-Air-Induktionssystem mit speziellem Ansaugkrümmer, 87 Millimeter große Drosselklappen und eine Kombination aus Niedrigdruck-Zentralrohr- und Hochdruck-Direkteinspritzung.

Flach, lang, stark: Der Mach 1 ist die Spitze des Mustang-Angebots in Europa. © Rudolf Huber ´

Weiter im Text: Extra gekühlte, manuelle 6-Gang-Schaltbox mit Schaltwegverkürzung und besonders belastbarer Zweischeibenkupplung oder 10-Gang-Automatikgetriebe mit verstärktem Drehmomentwandler. Frontsplitter unterhalb der Bugschürze und einteiliger Heckspoiler. Üppig dimensionierte Bremsanlage mit Sechs-Kolben-Bremssätteln und stärkerer Bremskraftverstärker. Radaufhängungs-Komponenten aus dem Mustang Shelby GT350 und GT500 plus das elektronisch geregelte, verstellbare MagneRide-Fahrwerk. Und, und, und.

Old School: das Cockpit des Ford Mustang Mach 1. © Ford

Unterm Strich ist der Mach 1 jedenfalls ein Sportgerät reinsten Wassers. Sanft können andere, das Urgestein geht aus dem Stand ab wie ein ungezähmter Hengst, klingt mehr als nur kernig und aggressiv und verkürzt dank seiner technischen Basis Überholvorgänge auf ein Minimum. Und das auch schon im Fahrprogramm „Normal“ – „Rennstrecke“ und „Drag Strip Mode“ sind wirklich nur was für abgesperrte Strecken. Aber immerhin gibt es ja auch „Schnee/Nässe“, dabei legt die Elektrik dem Mustang hilfreiche Zügel an. Und ja: Der Donnerkeil mit dem animierten Pferdchen im Display ist in 4,4 Sekunden von null auf 100 km/h. Kostenpunkt: ab 60.800 Euro.

Flüsterleiser Kraftprotz mit bis zu 351 PS und maximal 580 Nm: der Mustang Mach-E. © Rudolf Huber

Szenenwechsel, wir nehmen im eine Etage höhergelegten Mustang Platz. Der Mach-E ist ein waschechtes Crossover-SUV mit gut Platz für Passagiere und Gepäck (Kofferraum hinten 402, vorne 100 Liter), mit einem sehr modernen und gelungenen Auftritt und mit reichlich Kraft ohne Krawall. Er leistet je nach Ausführung 269, 294 oder die schon erwähnten 351 PS, ist mit Heck- und Allradantrieb, mit einem und mit zwei Motoren und mit Akkus mit 68 und 88 kWh zu haben, die laut normierter Messung Reichweiten zwischen 400 und 610 Kilometer ermöglichen sollen.

Dass das im realen Fahrbetrieb eher nicht so ganz möglich ist, ist klar. Aber mit der für E-Autos grundsätzlich angebrachten entspannten Fahrweise sind durchaus auch längere Trips drin, die der Computer im Mach-E wunderbar in Sektionen zerteilt – und damit die Tankpausen vorgibt. Alternativ kann man sich das schon lange vor Fahrtantritt per FordPass-App ausrechnen und ins Auto übertragen lassen.

Alltagstauglich mit viel Platz für Passagiere & Gepäck: der Mach-E. © Rudolf Huber

Wie fährt er, der E-Mustang? Ziemlich überzeugend. Auf Wunsch auch sehr munter, auf Wunsch in zwischen 7,0 und 5,8 Sekunden auf 100 Sachen. Der ab Ende nachgereichte Mach-E GT mit 487 PS ist übrigens in 3,7 Sekunden auf 100. Begleitet wird die viele Kraft von einem sympathisch abgestimmten Fahrwerk, einer zielgenauen Lenkung und hohem Sitzkomfort. Ebenso eindrucksvoll wie einfach zu bedienen ist das riesige, hochkant gestellte Tablet. Reichlich Assistenzsysteme hat Ford auch eingebaut. Und auch die Angst vor dem Laden wollen die Autobauer noch unsicheren Interessenten nehmen: Mit dem FordPass Charging Network, das Zugang zu mehr als 165.000 Ladepunkten in 21 europäischen Ländern ermöglichen soll. An Schnellladern läuft übrigens Strom mit bis zu 150 kW in die Akkus, das soll in zehn Minuten eine Reichweite von 119 Kilometern bringen.

Sehr modern: Das Mach-E-Interieur mit riesigem Tablet. © Rudolf Huber

Die Preisliste für den Mustang Mach-E startet bei 46.900 Euro, das derzeitige Spitzenmodell mit Allrad und großem Akku liegt bei 63.700 Euro. Text: Rudolf Huber

VW T7 Multivan: Der Bulli bekommt einen Bruder

T6.1 raus, T7 rein – wer sich die Premiere des neuen Multivan in der Münchner „Motorworld“ als klassischen Baureihenwechsel vorstellt, der liegt völlig daneben. Denn VW Nutzfahrzeuge (VWN) setzt nicht auf die Generationenfolge – sondern erweitert das Angebot an Fahrzeugen für alle Fälle. Wobei der T7 die Rolle des eher smarten, schicken und coolen Lifestylers übernimmt, der T6.1 bleibt als Spezialist für den gewerblichen Einsatz und die Basis der Reisemobil-Ikone California.

Stolz auf den Neuzugang (v. l.): VW Nutzfahrzeuge-Chef Carsten Intra, Design-Chef Albert Kirzinger und Lars Menge (Leiter Produktmarketing) mit zwei T7 Multivan. © Rudolf Huber

Beim ersten Blick auf und in den Neuen wird klar: Die Nutzfahrzeugsparte um Design-Chef Albert Kirzinger hat es geschafft, den ikonischen Ansatz des seit 1949 gebauten Bulli in die Jetztzeit zu transferieren, ganz ohne nervige Nostalgie und ohne Einschränkungen bei der Alltagstauglichkeit. Der T7 ist zwar gegenüber dem T6.1 um sieben Zentimeter auf 1,90 Meter in der Höhe geschrumpft. Trotzdem bietet er Platz wie ein Großer. In Zahlen: 470 Liter Kofferraumvolumen bei voller Bestuhlung (bis zu acht Plätze) sind das eine Extrem. Und 4.053 Liter als Zweisitzer das andere.

Dazwischen ist Variabilität angesagt: Die Sitze lassen sich beeindruckend schnell ein – und ausbauen und zum leichteren Einsteigen hochklappen. Sie lassen sich im Fond einzeln, zu zweit oder zu dritt nebeneinander platzieren. Sie ermöglichen den Transport von vier Passagieren plus zwei oder drei Fahrrädern. Und weil das neue Schienensystem (auch mit verschiebbarem Trolley-Tisch) unter Strom steht, können sich sogar die Hintensitzenden über beheizbare Sitze freuen.

Die typische „Bulli-Linie“ zieht sich unter den Fenstern über die ganze Fahrzeugbreite. © Rudolf Huber

Der T7 schaut seinem Bruder sehr ähnlich – und trotzdem wirkt er ganz anders. Ein bisschen näher am Pkw, auch in der um 20 Zentimeter gestreckten Langversion, die es auf 5,17 Meter bringt. Innen gibt es massig Staufächer. Und natürlich ein modernes Bediensystem: Touch-Slider, immer ein Digital-Cockpit und ein bis zu zehn Zoll großes Display, insgesamt 29 Assistenzsysteme, viele davon natürlich optional.

Dazu ist der T7 immer online, bietet die aktuellsten Konnektivitäts-Möglichkeiten. Dazu feines Matrixlicht und sonstige Zutaten, die die Aussage von VW Nutzfahrzeuge belegen, mit den neuen Multivan ein Gefährt mit Premium-Anspruch auf die erstmals beim Bulli bis zu 19 Zoll großen Räder gestellt zu haben.

Digitale Instrumente, hohe Flexibilität, viele Ablagen: das Cockpit des neuen T7 Multivan. © VWN

Erstmals wird es den VW Bus auch als Plug-in-Hybrid geben, mit bis zu 50 Kilometer rein elektrischer Reichweite und einer Systemleistung von 218 PS. Dazu gibt es Benziner mit 136 und 204 PS und ab 2022 einen 150-PS-Diesel, der noch durch ein 50 PS stärkeres Aggregat ergänzt werden soll. Um bis zu einen Liter weniger sollen die Selbstzünder verbrauchen als im T6.1, das ist eine Menge – und unter anderem auf das um bis zu 200 Kilo niedrigere Gewicht und eine ausgefeilte Aerodynamik zurückzuführen. Grundsätzlich installiert ist ein Doppelkupplungsgetriebe.

Zu den Preisen äußerten sich die Hannoveraner bei der Weltpremiere noch nicht. Sie kündigten aber ein bestens ausgestattetes Sondermodell namens Energetic an, dazu sollen Editionsmodelle folgen. Die Ausstattungs-Staffelung wurde neu zusammengestellt, los geht es beim einfachen Multivan, dann folgen der Life und der Style.

Raumgreifend: Ein Enge-Gefühl kommt auch im hinteren Teil des T7 nicht auf.  © Rudolf Huber
Raumgreifend: Ein Engegefühl kommt auch im hinteren Teil des T7 nicht auf. © Rudolf Huber

Der Vorverkauf wird Ende September / Anfang Oktober 2021 starten. Die Markteinführung findet im November statt. Und für alle, die auch im T7 übernachten wollen: Nächstes Jahr wird es als Extra eine Matratze geben, die sowohl auf den geklappten Rücksitzen, wie auf dem Boden einen erholsamen Schlaf ermöglichen soll.

Ebenfalls nächstes Jahr folgen der Dritte und Vierte im Bunde der T-Modelle: der vollelektrische Lifestyle-Van ID.Buzz und der urbane Transporter ID. Buzz Cargo.

Text: Rudolf Huber/mid

Frischzellenkur: BMW peppt sein Erfolgstrio auf

BMW läutet die Sommer-Festspiele ein – mit einer Auffrischungsaktion für zwei erfolgreiche Leistungsträger.

von Rudolf Huber/mid Fotos: BMW

So spendieren die Münchner ihrem Erfolgs-Duo X3 (Foto unten) und X4 (Foto oben) ein deutliches Update. Neben Veränderungen speziell an der Front und bei der Sichtbarkeit der SUV-Gene geht es bei den Allradlern auch beim Interieur zur Sache. Modifiziert werden auch X3 M Competition und X4 M Competition.

X3 und X4 übernehmen die Mittelkonsole der aktuellen 4er Reihe. Das frei stehende, zentrale Control-Display mit Touchfunktion bietet jetzt serienmäßig eine Bildschirmdiagonale von 10,25 Zoll, optional 12,3 Zoll. Zur Serienausstattung zählen auch Sportsitze mit neuen Bezügen und eine Klimaautomatik mit 3-Zonen-Regelung.

„Um den Kunden eine übersichtlichere Konfiguration mit weniger Konflikten zu ermöglichen und den Weg zu ihrem individuellen Fahrzeug einfacher zu gestalten, wurde die Komplexität der Ausstattungslinien und der Sonderausstattungen bewusst um 30 Prozent reduziert“, heißt es aus München

In einem Rutsch hat BMW auch gleich seinen Vorzeigesportlern X3 M Competition und X4 M Competition (s. oben) eine Auffrischung verpasst. Neben den neuen Design-Details der zahmeren Brüder und M-typischen Modifikationen ging es dabei natürlich auch um die Performance. So ermöglicht das um 50 auf 650 Newtonmeter gesteigerte maximale Drehmoment des mit 375 kW/510 PS leistungsstärksten Reihensechszylinders von BMW eine um 0,3 auf jetzt 3,8 Sekunden verbesserte Zeit beim Standardsprint von 0 auf 100 km/h.

„Der X3 M Competition und der X4 M Competition bewegen sich damit auf dem Niveau leistungsstarker Sportwagen“, heißt es bei den Bayern. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Bei Kauf des M Drivers Package sind 285 km/h drin. Die Markteinführung der Competition-Modelle beginnt im August 2021.

Sommerfrisch geht es auch beim 4er Gran Coupé (s. oben) weiter. BMW zeigt jetzt erste Fotos und nennt Daten zur zweiten Generation, die zum Marktstart im November 2021 zunächst als 430i und M440i xDrive und in den volkstümlicher eingepreisten Versionen 420i und 420d loslegen soll.

Wenig überraschend: Das Gran Coupé mit dem typischen, großen Kühler der 4er-Familie ist in allen Dimensionen gewachsen. Und zwar zum Teil deutlich. Also etwa um 143 Millimeter in der Länge, 27 Millimeter in der Breite und 53 Millimeter in der Höhe. Die Spurweiten legten vorn um 50 auf 1.595 Millimeter und hinten um 29 auf 1.623 Millimeter zu. Und auch der Radstand liegt mit 2.856 Millimetern um 46 Millimeter über dem des Vorgängers. Was logischerweise bedeutet: Das Platzangebot, Kopf- und Beinfreiheit sind ebenso gewachsen wie der jetzt 470 bis 1.290 Liter große Kofferraum.

Das Motorensortiment im Detail: Der Reihensechszylinder des M440i xDrive Gran Coupé leistet 275 kW/374 PS. Der Vierzylinder des 420i Gran Coupé bringt es auf 135 kW/184 PS. Und ein 140 kW/190 PS starker Vierzylinder-Diesel treibt den 420d Gran Coupé mit Heck- oder Allradantrieb an.

Und die Preise? Auch die nennt BMW schon. Los geht es im November mit 45.800 Euro für den 420i, am teuersten ist mit mindestens 67.200 Euro der M440i xDrive.

Bugatti Chiron Super Sport: Der Preis ist heiß

Mehr Komfort und Eleganz bei noch mehr Leistung und höherer Geschwindigkeit. Dieser Anspruch steckt hinter dem neuen Bugatti Chiron Super Sport, den die elsässische Sportwagen-Schmiede in Kürze bauen und ab Anfang 2022 ausliefern will. Der Preis des Hypersportwagens: 3,2 Millionen Euro netto.

Zur Verbesserung der Aerodynamik trieb Bugatti hohen Aufwand, schließlich soll der flache Bolide auch bei Tempo 440 noch satt und sicher auf der Straße liegen. Unter anderem wurde nach dem Design-Mantra „Form Follows Performance“ das Heck deutlich verlängert, und zwar um etwa 25 Zentimeter.

Um die Wirkung des vergrößerten Diffusors zu erhöhen und ihm mehr Platz zu geben, wurde die sonst mittig liegende Auspuffanlage übereinander liegend an die Seite versetzt. Der 8,0-Liter-W16-Motor wurde für den Chiron Super Sport grundlegend überarbeitet, die Leistung stieg um 100 auf 1.600 PS. Gleichzeitig sank das Gewicht des Fahrzeugs um 23 Kilo.

„Turbolader, Ölpumpe und Zylinderkopf mit Ventiltrieb passten die Ingenieure ebenso an wie Getriebe und Kupplung“, heißt es bei Bugatti. „Für noch größere Längsbeschleunigung und noch emotionaleres Fahrgefühl haben wir die Drehzahl angehoben“, sagt Michael Kodra, Leiter Antriebsentwicklung. Für spürbar mehr Agilität dreht der Antrieb nun 300 Umdrehungen höher, bis zu 7.100 Umdrehungen pro Minute. 1.600 Newtonmeter Drehmoment liegen nun von 2.000 bis 7.000 statt bis 6.000 Umdrehungen an.

Durch die gesteigerte Leistung, erreicht unter anderem durch größere Turbolader mit effizienteren Verdichterrädern, schaltet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe unter Volllast und voller Beschleunigung erst bei 403 km/h vom sechsten in den siebten Gang. Von 0 auf 200 km/h beschleunigt der Chiron Super Sport in 5,8 Sekunden, auf 300 km/h in 12,1 Sekunden.

Härtere Federn stabilisieren das gesamte Fahrzeug bei Höchstgeschwindigkeit, dazu stimmten die Ingenieure das elektronisch geregelte Fahrwerk neu ab. Wie in Echtzeit regelt es innerhalb von sechs Millisekunden die Einstellungen und passt sich dem Fahrverhalten an. Dazu stehen die Fahrmodi EB, Handling, Autobahn und Topspeed zur Wahl.

„Selbst in sehr schnell gefahrenen langgezogenen Kurven bleibt das Heck ruhig und neutral, der Chiron Super Sport lässt sich dadurch sehr entspannt fahren. Unser Fokus liegt bei absoluter Fahrstabilität mit gleichzeitigem maximalem Komfort bei Top-Speed“, erklärt Jachin Schwalbe, Leiter Fahrwerkentwicklung bei Bugatti.

Übrigens: Die 3,2 Millionen netto bedeuten in Deutschland eine Mehrwertsteuer von schlappen 608.000 Euro, brutto kommt der Chiron Super Sport folglich auf 3,808 Millionen Euro. Das bedeutet: Bugatti stellt jede Pferdestärke mit 2.380 Euro in Rechnung.

Rudolf Huber/mid

Mitsubishi L200 von delta 4×4: Das schöne Biest

Wenn es in der Abteilung Geländewagen und Pick-up etwas mehr sein darf als der Serienstandard, steht seit inzwischen 41 Jahren das bayerische Unternehmen delta 4×4 parat. Die Tuning- und Ausstattungsspezialisten aus Pfaffenhofen an der Glonn haben alles im Angebot, was die Bewegung im Gelände oder auf Expeditions-Tour einfacher macht. Und sie treiben es auch ziemlich bunt.

Ihre geballte Offroad-Kompetenz und eine große Portion Spaß an der Freud sind ins jüngste Tuning-Projekt der Oberbayern eingeflossen. Das Pop Art-Beast zeigt auf den ersten Blick, dass vornehme Zurückhaltung nicht im Lastenheft der Erbauer stand. Sie haben es krachen lassen und aus dem vergleichsweise braven Serien-L200 von Mitsubishi eine aufsehenerregende Fahrmaschine gemacht. Hoch, breit, vielfarbig. Das Biest erregt Aufsehen, wo immer es auftaucht. Denn seine Motorhaube beginnt da, wo bei normalen Autos die Dachlinie endet. Wer einem vorausfahrenden Kompaktauto ein bisschen zu nah kommt kann sicher sein, dass dessen Pilot im Rückspiegel nur noch bunte Streifen sieht.

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Den künstlerisch-martialischen Auftritt des Extrem-L200 hat delta 4×4 auf gewohnt handwerklich solide Weise realisiert: Das hauseigene Höherlegungs-Set aus Bodylift- und Suspension Distance-Kit bringt das Bayern-Biest um beeindruckende 14 Zentimeter nach oben – man spürt’s beim Hochklettern in den Ausguck.

In Kombination mit der Radhausverbreiterung (je Seite vier Zentimeter) und den massiven Klassik-B-Alufelgen im Format 9,5×18 mit Mickey Thompson Baja-Boss-Reifen (35×12,5 R18) sorgt das für reichlich Luft unterm Bodenblech. Dazu kommen noch schwarz mattierte Rockslider, die für eine eindrucksvollere Optik und für einen seitlichen Rammschutz sorgen.

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Ebenfalls mattschwarz beschichtet sind die Frontbügel, auf denen reichlich Befestigungspunkte für Zusatzscheinwerfer zu finden sind. Die gibt es auch am Heavy Duty-Dachträger über der Kabine. Ein Dachzelt über der Ladefläche bietet zwei Personen einen gemütlichen Schlafplatz. „Abgerundet wird das Adventure-Paket durch eine schattenspendende Markise und zwei 50-Liter- Dachboxen, beides aus dem Hause Horntools“, heißt es bei delta 4×4.

Den ganz speziellen Auftritt verdankt der höhergelegte Mitsubishi aber seiner Folierung, die sich an der Pop Art-Farbpalette bedient, über das gesamte Fahrzeug reicht und das Beast-Logo in knalligem Gelb auf beiden Seiten zeigt. Abgerundet wird das extravagante Design durch geometrische Muster in Schwarz und Weiß an Front, Heck und auf dem Dach. Was das ganze Paket oder Teile davon kosten, verraten die Oberbayern auf Anfrage.

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Wer das Führerhaus des coolen Biests erklommen hat, wird mit einer beeindruckenden Über- und Weitsicht belohnt. Rangiermanöver werden dadurch zum Kinderspiel, das gewaltige Trumm lässt sich zentimetergenau navigieren, die Rückfahrkamera braucht es eigentlich nicht unbedingt. Nach ein paar Hundert Metern hat man sich an die Dimensionen des Maxi-Pick-up gewöhnt und genießt den offenkundigen Respekt der Entgegenkommenden, die es speziell auf engen Straßen nicht auf eine Konfrontation mit dem Geländegänger ankommen lassen wollen und frühzeitig ausweichen.

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An Kraft fehlt es dem japanisch-bayerischen Urgestein nicht. Akustisch deutlich vernehmbar, werkelt unter der Motorhaube der nach einer kurzen Turbo-Gedenksekunde mächtig anziehende, 2,2 Liter große Vierzylinder-Turbodiesel mit 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmeter (Nm). Per Drehknopf ist die komplette Palette von Heck- bis Allradantrieb mit Geländeuntersetzung einstellbar. Keine Frage: Den hochbeinigen Kraxler kann so leicht nichts aufhalten. (c) Text und Fotos: Rudolf Huber

Audi Q4 e-tron: Das kann der feine Bruder des ID.4

Geschlossene „Elektro-Front“, typischer Audi-Blick: Der Q4 e-tron demokratisiert die E-Mobilität von Audi.

Text und Fotos: Rudolf Huber/mid

Mit dem Q4 e-tron betritt Audi in mehrfacher Hinsicht Neuland. So ist der neue Stromer, der ab Anfang Juni bei den Händlern steht, das erste Kompakt-Elektromodell der Ingolstädter. Und er basiert als erstes E-Auto der Marke auf der speziellen Stromer-Plattform MEB aus dem VW-Konzern. Die Erwartungen der VW-Tochter in den Neuen sind hoch. Schließlich erschließt der Q4 e-tron für Audi ein neues Preissegment. Los geht es bei 41.900 Euro vor Abzug der Innovationsprämie, damit kommt die feine Tochter dem ID.4 schon relativ nahe. Wir waren schon mit den zum Start verfügbaren Karosserie- und Motorisierungs-Varianten auf Achse.

Die MEB-Plattform hat diverse Vorteile, unter anderem sorgt sie bei noch kompakten Ausmaßen (Länge: 4,59, Sportback 4,60 Meter) für das Platzangebot wie in deutlich größeren konventionellen Fahrzeugen. So sitzt es sich auch im Fond von Q4 e-tron und e-tron Sportback wie in einem Oberklasse-Q7 und der Kofferraum entspricht mit 520 bis 1.490 Litern beziehungsweise 535 bis 1.460 Litern (Sportback) dem eines Mittelklassemodells. Noch ein Vorteil: Der Wendekreis ist mit 10,2 Metern sogar kleiner als beim Einstiegs-Audi A1.

Das Thermo-Management beim Q4 e-tron wird mit verstellbaren Lamellen geregelt.

Alles schön und gut, aber Platz und Wendigkeit sind ja noch längst nicht alles. Wie fährt er sich denn nun, der Neue? Ausprobieren konnten wir einmal den Q4 40 e-tron mit Heckantrieb und 82-kWh-Akku. Sein Motor bringt es auf 150 kW/204 PS und ein maximales Drehmoment von 310 Newtonmeter (Nm). Er sprintet in 8,5 Sekunden auf 100 km/h und ist maximal 160 km/h schnell. Seine Reichweite: Als SUV-Modell bis zu 520 Kilometer, als Sportback-Crossover peilt Audi stolze 534 Kilometer an – die Homologation steht kurz vor dem Abschluss.

Das derzeitige Topmodell 50 e-tron quattro rollt dank zweiter Motoren mit elektrischem Allradantrieb und einer Systemleistung von 220 kW/299 PS an, dazu werden 460 Nm Drehmoment gereicht. Die Reichweite: bis zu 497 Kilometer.

Auch die Sportback-Version bietet eine Menge Platz – trotz Coupe-Heck.

Die Fahranalyse fällt wenig überraschend aus: Während der 40er angenehm kraftvoll, aber nicht unbedingt sportlich loslegt, geht beim 50er, speziell im Fahrmodus „Dynamic“, richtig die Post ab. Die angegebenen 6,2 Sekunden von null auf 100 km/h nimmt man dem Q4 e-tron sofort ab, die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit werden auf der freien Autobahn von der Tachoanzeige sogar noch ein bisschen übertroffen.

Das Fahrverhalten ist angenehm entspannt, wer den direkten Vergleich zum ersten e-tron ziehen kann, freut sich über die deutlich leichtfüßigere Fortbewegung im Q4. 400 bis 500 Kilo weniger Lebendgewicht machen doch einen Unterschied. Wobei auch der Neuzugang mit 1,9 bis 2,1 Tonnen nicht unbedingt als Leichtgewicht durchgeht.

Das durchgehende Leuchtenband am Heck wird zum Standard bei den Stromern von Audi.

Aber diese vielen Kilos hat Audi mit aufwendiger Fahrwerkstechnik und einer sehr gut abgestimmten Lenkung geschickt kaschiert. Das Fahren mit dem Neuen ist auch deshalb von einer entspannten Leichtigkeit bestimmt, die vom niedrigen Geräuschniveau noch unterstrichen wird. Und dass die Q4-Modelle je nach Version zwischen 100 und 125 kW Strom tanken können, passt ins Konzept des leisen, zügigen Reisens.

Besonders stolz sind die Ingolstädter auf das Head-up-System mit Augumented Reality-Technik: Die Anzeigen wirken, als würden sie etwa zehn Meter vor der Windschutzscheibe schweben, zeigen mit großen Pfeilen auf die nächste Abbiegespur oder weisen auf zu große Nähe zum Randstreifen hin. Ein hilfreiches Extra, an das man sich schnell gewöhnt.

In den Kofferraum des Q4 e-tron Sportback passen 535 bis 1.460 Liter Gepäck.

Zudem ist der Q4 e-tron gespickt mit Helfern für alle denkbaren Situationen, vieles davon muss allerdings extra bezahlt werden. Die luftige Atmosphäre im Innenraum gibt es gratis, auch die vielen Staumöglichkeiten bis hin zum Platz für ausgewachsene Trinkflaschen im Bereich der Armauflagen. Und ein cooles Gimmick wird vor allem das Kind im Manne erfreuen: Die Signatur der Tagfahrlichter lässt sich über das Touchscreen-Menü in vier Variationen einstellen – laut Audi eine Weltpremiere.

Der Vollständigkeit halber: Die Basis-Motorisierung namens Q4 35 e-tron mit 55-kWh-Akku stand noch nicht zum Ausprobieren zur Verfügung. Sie leistet 125 kW/170 PS, liefert maximal 310 Nm und beschleunigt in 9,0 Sekunden von null auf 100 km/h, bei 160 km/h ist Schluss.

Die Bedienung des Audi Q4 e-tron entspricht der bei den neueren Marken-Geschwistern.

Fazit: Der Q4 e-tron ist das richtige Auto zur richtigen Zeit. Er demokratisiert ein Stück weit das E-Angebot von Audi, denn der bisherige Einstieg, der e-tron 50 quattro, kostet mindestens 69.100 Euro. Da wirken die 41.900 Euro für den Q4 35 e-tron schon deutlich volkstümlicher – auch wenn es wegen der geschickten Zutaten-Politik der Oberbayern selten bei dieser Summe bleiben dürfte.

Smarte Fitness-Trainer: So helfen Wearables

Das mit dem inneren Schweinehund ist so eine Sache. Der Kerl ist bereit, überall und jederzeit zuzuschlagen. Zum Beispiel mit dem Ziel, die festen Vorsätze fürs regelmäßige Trainingsprogramm zu torpedieren. Was tun? Wir haben es mit Wearables versucht, also mit smarten Uhren, die auf die Überwachung und Dokumentation körperlicher Aktivitäten spezialisiert sind.

Klar, die smarte Amazfit GTR 2 zeigt auch die Uhrzeit an. © Rudolf Huber

Als Testgeräte standen zwei Produkte des chinesischen Herstellers Amazfit zur Verfügung. Einmal die runde, flache und elegante GTR 2. Und dann die deutlich robuster ausgelegte T-Rex Pro im klassischen Sportuhren-Look. Beide sollen ihren Trägern möglichst viel über sich und ihre Körperfunktionen verraten: vom Plusschlag über die Zahl der zurückgelegten Schritte und die dabei zurückgelegten Routen bis zum Schlafverlauf oder der Sauerstoff-Sättigung im Blut.

Die Bedienung ist tendenziell einfach. Wenn man einmal die Menü-Struktur mit zwei (bei der GTR 2) und vier (T-Rex Pro) Knöpfen und den Wisch- und Drückfunktionen an den Mini-Bildschirmen kapiert hat, ist die Einstellung der gewünschten Sportart (etwa Outdoor-Laufen, Laufband, Gehen, Indoor-Gehen, Outdoor-Radfahren, Crosstrainer, Rudergerät oder Beckenschwimmen), des gewünschten Ziffernblatts, von Start oder Ende der Aktivitäts-Aufzeichnung im Nu erledigt.

Die Überwachung der Herzfrequenz, hier bei der T-Rex Pro. © Rudolf Huber

Hilfreich ist die Möglichkeit, die persönlichen Ziele (etwa mindestens 8.000 Schritte pro Tag) zu programmieren. Höhenmesser, Benachrichtigungen empfangen und natürlich eine Weckerfunktion sind ebenfalls inklusive. Genauso wie die Möglichkeit, die gelaufenen oder geradelten Touren an Sportsfreunde weiterzugegeben. Die dazu nötige App ist genauso einfach zu bedienen und erleichtert auch das Feintuning des Wearables auf die persönlichen Einstellungen. Über die damit verbundenen Datenschutz-Probleme muss sich allerdings jeder Nutzer klar sein.

Klar muss grundsätzlich auch sein, und darauf weist der Hersteller explizit hin: T-Rex Pro und GTR 2 ersetzen keine medizinischen, geeichten Kontrollgeräte. Aber sie geben einen guten Überblick über den körperlichen Zustand und wie er im Vergleich zu den letzten Tagen oder Wochen einzuschätzen ist. Dank ihrer Limit-Funktionen können die smarten Uhren auch vor einem gefährlich hohen Puls warnen. Und dank der integrierten Wetter-App lassen sich auch die äußeren Bedingungen für die nächste Trainings-Einheit mit einplanen.

Mit den Uhren lässt sich der Verlauf der Trainingsrunde aufzeichnen. © Rudolf Huber

Bei der Akku-Laufzeit gibt es mit beiden Uhren keinen Stress. Eine Woche ist bei normaler Nutzung immer drin, wer die Always-on-Funktion der schlauen Zeitmesser auf tagsüber beschränkt und sie nachts nur im Stand-by laufen lässt, kann auch mehr als 14 Tage mit einer Batterie-Füllung auskommen. Wer stark auf GPS-gestützte Aufzeichnungen und eine regelmäßige Pulsmessung Wert legt, kommt um die drei bis vier Tage klar. 

Im Test zeigten sich die beiden Wearables als nützliche Begleiter. Es hilft durchaus beim Training, wenn etwa auf Knopfdruck der Fortschritt der letzten Wochen abgelesen werden kann. Diese Motivationshilfe kostet im Falle der beiden wertig wirkenden Uhren beim Hersteller selbst 169,90 Euro (T-Rex Pro) und 145,90 (GTR 2). Im Online-Handel werden mittlerweile auch zum Teil deutlich niedrigere Preise aufgerufen. Rudolf Huber

Brompton Electric: Faltrad mit Allradantrieb

Für Faltrad-Kenner ist die Make Brompton schon lange ein Begriff. Seit über vier Jahrzehnten stellen die Briten pfiffige und stabile Zweiräder her, die sich mit ein bisschen Übung in wenigen Sekunden auf ein S-Bahn- oder Kofferraum-taugliches Maß zusammenklappen lassen. Und natürlich kommt auch der Traditionshersteller nicht an einer elektrifizierten Version vorbei. Wir haben das Brompton Electric im Alltag getestet.

Samt Powerpack wiegt das Brompton Electric 16,6 Kilo: Autor Rudolf Huber in einer tragenden Rolle. © A. Huber

Gerade bei so kleinen und filigranen Gefährten wie dem Briten-Falter ist es sehr schwierig, einen E-Antrieb mit Mittelmotor ins Antriebssystem zu integrieren. Doch es geht ja auch einfacher: Beim Electric sitzt der Motor in der Vorderrad-Nabe und sorgt auf diese Weise, nämlich mit der menschlichen Kraft auf die Pedale, für Allradantrieb.

Ein paar Meter strampeln, dann schaltet sich sensorgesteuert der E-Motor zu. Die Unterstützung ist in drei Stufen variierbar, in der Ebene reicht locker schon Stufe eins aus, um munter auf dem Radweg mitzuhalten. Das getestete Modell verfügte über eine Zweigang-Schaltung, außerdem bietet Brompton auch noch eine Version mit sechs Gängen an, die für eher hügeliges Gelände prädestiniert ist.

Zusammengefaltet kommt das Brompton Electric auf ein S-Bahn- oder Lounge-taugliches Maß. © Brompton

Der Eindruck beim Fahren: Der Motor mit einer Nennleistung von 250 Watt legt sich wirklich sehr beflissen ins Zeug. Er zieht bis zum gesetzlich vorgeschriebenen Limit von 25 km/h an, entwickelt dabei vor allem in Unterstützungsstufe drei aber auch deutlich hörbare Arbeitsgeräusche. Der Grund: Brompton hat aus Gewichtsgründen auf Dämmmaßnahmen verzichtet.

Der Akku wird mit einem Griff unterhalb des Lenkers eingeklickt und entnommen. Er bringt es auf eine Kapazität von 300 Wattstunden und soll – je nach Beanspruchung – 30 bis 70 Kilometer reichen. Nach den Erfahrungen im Praxistest sind das realistische Werte. Und sie bedeuten noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Auch ohne E-Unterstützung fährt sich der kleine Londoner so leicht und entspannt, dass es eine Freude ist.

Der Akku steckt in einer Umhängetasche mit extra Handy- und Kleinkram-Fach. © Rudolf Huber

Natürlich zwingt der nachträgliche Einbau eines E-Antriebs zu Kompromissen. So ist der Frontantrieb für Kenner nur zweite Wahl, weil das Vorderrad auf Nässe oder auf leichten Kies gerne mal durchdreht. Auch die Gewichtsverteilung ist nicht ideal, weil kopflastig. Und wer sein Faltrad abstellt, muss den Akku zwangsläufig mitnehmen – sonst ist er im Zweifellsfall bei der Rückkehr weg.

Der Powerpack mit USB-Anschluss zum Smartphone-Laden wiegt übrigens 2,9 Kilo, was das Gesamtgewicht des Mini-Pedelecs auf 16,6 Kilo erhöht. Das ist nicht wenig für ein Faltrad mit 16-Zoll-Rädern. Ein bisschen umständlich ist das Umschalten auf eine andere Unterstützungsstufe, weil dabei über den Lenker nach unten gefasst werden muss. Und von Stufe drei auf Stufe zwei reduzieren geht auch nicht – das System schaltet zunächst ab, man fängt wieder bei null an.

Der Vorderradmotor sorgt für eine muntere Beschleunigung bis 25 km/h. © Rudolf Huber

Die Kapazität des Akkus wird durch kleine Leuchtdioden angezeigt – das war’s. Wer mehr Infos will, muss sich die Brompton Electric iOS-App für iPhones herunterladen, die unter anderem aktuelle Geschwindigkeit, Zeit und Akku-Status offeriert.

Das Klappen und Falten ist auch für Ungeübte schnell erlernbar. Das dabei entstehende Paket ist wirklich winzig. Beim Blick darauf kann man sich schwer vorstellen, dass man damit in ausgeklapptem Zustand entspannt auch steilere Hügel runterrauschen oder hochsausen kann. Schönstes Erlebnis während des Tests: Das flinke Überholen eines engagierten Rennradlers an einer Steigung, der kurz zuvor in der Ebene noch lässig seine Überlegenheit demonstriert hatte.

Der Akkustand wird wie die Unterstützungsstufe und die Beleuchtung durch kleine blaue LED-Leuchten signalisiert.
© Rudolf Huber

Solche Situationen gibt es aber nicht geschenkt: Für das Brompton Electric werden mindestens 3.320, mit sechs Gängen 3.495 Euro fällig.

Audi e-tron 55 quattro: Gut und ganz schön teuer

Elektromobilität wird ganz normal. Die E-Mobile werden im Straßenbild zum gewohnten Anblick. So wie der Audi e-tron 55 quattro, den wir jetzt ausführlich im Alltagsbetrieb getestet haben. Ein angenehmes Fahrzeug. Und ein sehr teures.

Vertrauter Anblick: Den Audi e-tron gibt es seit zweieinhalb Jahren. (c) Rudolf Huber

„Er ist ein Audi-SUV auf hohem Qualitätsniveau, mit allem ausgestattet, was das Fahren sicherer und komfortabler macht“, schrieben wir nach den ersten Testfahrten mit dem e-tron Ende 2018, kurz vor der Markteinführung in Deutschland. Knapp zweieinhalb Jahres später passt diese Einschätzung noch immer. Der Ingolstädter wirkt allerdings angesichts eines allgemeinen Größenwachstums mittlerweile fast schon zurückhaltend gestylt, sein Format erinnert eher an einen etwas kräftigeren Kombi als an ein echtes SUV.

Platz gibt es in dem 4,90-Meter- Boliden mit einem Lebendgewicht von rund 2,5 Tonnen reichlich. Man sitzt auf allen Plätzen sehr komfortabel. Und der zwischen 660 und 1725 Litern variable Kofferraum reicht locker. Seinen Allrad-Antrieb realisiert der e-tron mit seinen E-Motoren vorne und hinten, die in Kombination 300 kW/408 PS leisten und ein maximales Drehmoment von 664 Nm bereitstellen.

Ausdrucksvolle Front im noch etwas zurückhalte3nderen Audi-Stil. (c) Rudolf Huber

Anders ausgedrückt: Der e-tron 55 ist sehr gut motorisiert, dank des Instant-Punches der Stromaggregate beschleunigen diese die massive Masse Auto in nur 6,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, im Boost-Modus sind es sogar nur 5,7 Sekunden. Dabei soll der Batterie-Energiegehalt von 95 kWh angesichts des Norm-Stromverbrauchs von 22,0 bis 24,3 kWh je 100 Kilometer bis zu 417 Kilometer weit reichen. Ein eher theoretische Werte, wenn man nicht durchgehend im City-Tempo von Ampel zu Ampel rekuperiert. Real sind, mit ein paar flotten Autobahn-Passagen, um die 27 kWh und zwischen 300 und 340 Kilometer.

Die maximale Ladeleistung des e-tron liegt bei 150 kW, das ist ordentlich. Tanken wird für den Nutzer zudem zur erfreulichen Erfahrung, weil Audi das Lade-Management gut im Griff hat. Anders ausgedrückt: Der Akku zieht ordentlich Strom, auch wenn er schon annähernd voll ist. Das ist bei anderen E-Autos häufig nicht der Fall und verlängert dann den Halt an der Zapfstation auf nervige Art und Weise.

Die maximale Ladeleistung des e-tron liegt bei 150 kW. (c) Rudolf Huber

Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Audi bei abgeregelten 200 km/h, der Testwagen lieferte noch eine kleine Zugabe bis auf 225 km/h. Und das ist dann schon großes Auto-Kino: Mit hohem Tempo, abgeschottet durch die 500 Euro teure Akustikverglasung für Tür- und Seitenscheiben, geht es fast lautlos dahin. Dass dabei die Reichweite dahinschmilzt wie Schnee in der Maisonne, ist erwartbar.

Also runter vom Fahrpedal, Fahrmodus auf „Efficiency“ und bei jeder sich bietenden Gelegenheit kräftig per Schalt-Pedals am Lenkrad rekuperiert. Das schont die Nerven und den Akku. Und macht den Audi e-tron zum gepflegten Begleiter auch mal fürs leichte Gelände. Immerhin lässt sich das mit komfortabler Luftfederung ausgestattete Soft-SUV bei Bedarf um rund acht Zentimeter in die Höhe lupfen.

Die Bedienun g des Audi e-tron ist vergleichsweise einfach. (c) Rudolf Huber

Noch ein Satz zur Bedienung: Wer mit aktuellen Audi-Modellen vertraut ist, hat auch mit dem e-tron keine Probleme. Der hat wie eingangs erwähnt alles an Bord, was angenehm ist und für Sicherheit sorgt. Vieles davon allerdings nur gegen Extra-Bezahlung. So stieg der Basispreis des Testwagens von auch schon heftigen 82.950 Euro durch eine Vielzahl von oft eigentlich als Serienstandard erwartbaren Zutaten (Rückfahrkamera, Sitzheizung vorne, elektrisch einstellbare Vordersitze) flugs auf 101.920 Euro – und einen Cent. Text: Rudolf Huber

Kia Sorento Plug-in-Hybrid: Sympathischer Teilzeit-Stromer

Kia hat vor Kurzem die vierte Generation seines Flaggschiff-SUV Sorento auf den Markt gebracht. Das Modell ist dabei gewachsen, wurde markanter und sicherer. Was die neue Plug-in-Variante kann, haben wir im Autofahrer-Alltag ausprobiert.

Der Kia Sorento bietet auf 4,81 Metern Länge bis zu sieben Sitzplätze oder ein Kofferraum-Volumen von maximal 2077 Litern. (c) Rudolf Huber

Mit seinen 4,81 Meter Länge, die bis zu sieben Sitzplätze oder ein Kofferraum-Volumen von maximal 2077 Litern ermöglichen, zählt der Sorento zweifellos zu den erwachseneren SUV auf unseren Straßen. Er stellt was dar und macht was her, die Optik im aktuellen Kia-Stil ist durchaus ansprechend. Und auch innen geht es hochwertig zu, edle Oberflächen werden mit feinen Materialien kombiniert, die Bedienung des weitgehend, aber nicht zu stark digitalisierten Instrumenten-Panels ist vergleichsweise leicht zu erlernen.

Einsteigen, Startknopf drücken, Wählknopf auf der Mittelkonsole auf „D“ stellen – und dann passiert akustisch erst mal nichts. Fuß von der Bremse, sanft das Fahrpedal betätigt, und der Zweitonner setzt sich flüsterleise in Bewegung. Rein elektrisch nämlich, so lange der Akku mit einer Kapazität von 13,8 Kilowattstunden (kWh) voll genug ist und das rechte Pedal nicht zu stark niedergedrückt wird.

Bei Vollgas gibt das große SUV eher unerwartete Töne von sich. Denn der an den E-Motor gekoppelte 1,6-Liter-Benziner klingt bei voller Lastanforderung hell und angestrengt statt wie bei diesem Fahrzeug-Format gewohnt souverän blubbernd oder dezent nagelnd. An der Dynamik, die das Antriebsgespann liefert, lässt sich nichts aussetzen. Die 265 PS Systemleistung bringen den Koreaner in 8,7 Sekunden auf 100 km/h und werden bei 193 km/h eingebremst.

An der Seitenlinie ist zu erkennen, dass der Sorento zu den größeren SUV im Lande zählt. (c) Rudolf Huber

Im Alltag lassen sich mit etwas Zurückhaltung tatsächlich um die 50 Kilometer rein elektrisch schaffen, ehe der Sorento wieder an die Ladestation muss. Weil der Plug-in-Hybrid nur einphasig mit maximal 3,6 kW geladen werden kann, dauert diese Prozedur bis zu vier Stunden. Startet das Doppelherz-SUV mit vollem Akku, konsumiert es auf den ersten 100 Kilometern gut 13 Kilowattstunden Strom und knapp über vier Liter Sprit.

Auf Langstrecke schnellt der Benzinverbrauch aber flott nach oben, bei munterer Autobahn-Fahrt sind auch mal zehn Liter je 100 Kilometer drin. Was wieder einmal zeigt, dass Plug-in-Hybride nur Sinn machen, wenn sie artgerecht bewegt werden: regelmäßig Strom tanken und lange Strecken meiden. Als Kilometerfresser sind Dieselmotoren nach wie vor deutlich besser geeignet – und auch billiger.

Selbstbewusster Auftritt: Der Sorento trägt das aktuelle Kia-Gesicht im XL-Format. (c) Rudolf Huber

Ab gesehen vom angestrengten Motorsound bei Volllast ist der Sorento Plug-in ein überzeugendes SUV-Angebot. Er fährt dank seines aufwendigen Fahrwerks und vieler elektronischer Helfer sicher und komfortabel, vermittelt Souveränität und einen guten Überblick, ist mit allem ausgestattet, was gut und angenehm ist und kommt dank seines Allradantriebs auch auf Kies und Schotter gut voran. Immerhin bis zu 1500 Kilo darf das Strom- und Benzin-SUV an den Haken nehmen, die Zuladung beträgt gut eine halbe Tonne: Seine Eignung als einer, der ordentlich was aufladen und wegpacken kann, steht außer Frage.

53.940 Euro kostet der Plug-in-Sorento mindestens, davon kann noch die Innovationsprämie abgezogen werden. Wer sich ein bisschen was gönnen will und die feinste Ausstattungsstufe Platinum wählt, ist ab 61.940 Euro dabei – Premium-Audiosystem von Bose mit zwölf Lautsprechern samt Subwoofer und weitere Feinheiten inklusive. Rudolf Huber